Ständige Antibiotika-Prophylaxe stellt keine Behandlung des Harnrückflusses dar
Laut dem US-amerikanischen Urologenverband „American Urological Association“ (AUA) sind die primären Ziele des VUR-Managements die Vorbeugung von fiebrige Harnwegsinfektionen, die Vorbeugung von Nierenschädigungen sowie die Minimierung von Folgeschäden und Morbiditäten.1
Mit einer ständigen Antibiotika-Prophylaxe lässt sich VUR nicht behandeln. Diese dient eher dazu, Bakterien im Urin (Harnwegsinfektion) zu bekämpfen, was zu einer Narbenbildung in den Nieren führen kann. Die ständige Antibiotika-Prophylaxe in niedrigen Dosen verringert die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung von Harnwegsinfektionen bei Kindern mit Reflux, allerdings gibt es widersprüchliche Daten bezüglich der ständigen Antibiotika-Prophylaxe und der Vorbeugung einer Vernarbung der Nieren.2
Antibiotika und VUR-Management
Vorbeugung von fiebrigen Harnwegsinfektionen
Analyse von Praxisdaten des VUR-Managements mit ständiger Antibiotika-Prophylaxe3
- > 35.000 Patientinnen und Patienten mit VUR
- 76,5 % wurden zunächst mit ständiger Antibiotika-Prophylaxe behandelt
- Die Gesamtrate der Patientenmitarbeit lag bei 41,4 %
- 58 % litten innerhalb eines Jahres der ständigen Antibiotika-Prophylaxe unter rezidivierenden Harnwegsinfektionen
- Von den 10 % der Patientinnen und Patienten, die zu 100 % bei der ständigen Antibiotika-Prophylaxe mitgearbeitet haben, wurde bei 63,8 % mindestens 1 Harnwegsinfektion diagnostiziert
Schlussfolgerung: Die geringen Raten der Compliance seitens der Patientinnen und Patienten an der Antibiotikatherapie, die sich aus der Studie ergeben haben, könnten ein erhöhtes Risiko für die Patientinnen und Patienten darstellen, eine Schädigung der Nieren zu erleiden oder an wiederkehrenden Harnwegsinfektionen zu erkranken.
In einer weiteren 1-jährigen randomisierten Folgestudie zur Antibiotika-Prophylaxe bei Harnwegsproblemen stellte sich heraus, dass die Rate der fiebrigen Harnwegsinfektionen mit Antibiotika-Prophylaxe höher war als ohne Behandlung (N=218):4
- Bei 12,9 % der VUR-Patientinnen und -Patienten, die mit ständiger Antibiotika-Prophylaxe behandelt wurden, traten wiederholt fiebrige Harnwegsinfektionen auf.
- Bei 1,7 % der VUR-Patientinnen und -Patienten ohne Prophylaxe traten wiederholt fiebrige Harnwegsinfektionen auf.
- Die Studie lässt vermuten, dass die Werte bei Personen mit Prophylaxe auf eine schlechte Compliance der Patientinnen und Patienten sowie auf die Entwicklung einer Antibiotika-Resistenz zurückzuführen sind
Schlussfolgerung: Die ständige Antibiotika-Prophylaxe hat das Wiederauftreten der Infektion oder die Entwicklung einer Vernarbung der Nieren nicht verhindert.
Vorbeugung gegen Nierenschäden
Die Ergebnisse aus der randomisierten Interventionsstudie für Kinder mit vesikoureteralem Reflux („Randomised Intervention for Children with Vesicoureteral Reflux“, RIVUR) zeigen, dass die Antibiotika-Prophylaxe Vernarbungen der Nieren eventuell nicht verhindert1, was ein primäres Ziel der VUR-Behandlung darstellt.5
Auswirkungen der Antibiotika-Prophylaxe in niedrigen Dosen bei Kindern
Ständige Antibiotika-Prophylaxe zeigt eine negative Auswirkung auf das Wachstum6
Siebzehn epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass die Verabreichung von Antibiotika während wichtiger Phasen in der frühen Entwicklung zur Gewichtszunahme und Fettleibigkeit führen kann. Aktuell deuten die Ergebnisse darauf hin, dass bei dieser Strategie die Antibiotika umsichtig eingesetzt werden sollten, besonders bei sehr jungen Patientinnen und Patienten, wenn die Entwicklung der Darmflora besonders anfällig gegenüber Störungen ist, was langfristig Folgen für die metabolische Programmierung und das Risiko für Fettleibigkeit nach sich ziehen kann.
Die Auswirkungen der niedrig dosierten Antibiotika-Prophylaxe bei Kindern sind unter anderem:7
- Deutlicher Anstieg der BMI-Perzentile bei Kindern > 1 Jahr
- Zusammenhängend mit geringeren Perzentilen der Körpergröße, besonders bei Patientinnen und Patienten < 1 Jahr
Bei VUR-Patientinnen und -Patienten besteht ein erhöhtes Risiko für Multiresistenzen
Auch wenn Harnwegsinfektionen mit antibiotischer Prophylaxe behandelt werden können, hat sich herausgestellt, dass die Antibiotika-Therapie die Resistenz gegen Antibiotika erhöht. Das Wiederauftreten symptomatischer Harnwegsinfektionen mit resistentem E. coli war deutlich wahrscheinlicher bei Personen, bei denen eine Antibiotika-Prophylaxe durchgeführt wurde (63 %) als bei Personen, die mit einem Placebo behandelt wurden (19 %).5
Eine Studie mit 1.229 Patientinnen und Patienten mit VUR zeigte:8
- Bei jedem 21. Deflux-Patienten, der mit antibiotischer Prophylaxe behandelt wurde, trat eine multiresistente Infektion auf
- 6,4-fach erhöhtes Risiko für das Auftreten einer multiresistenten Infektion bei Kindern mit VUR, die mit antibiotischer Prophylaxe behandelt werden
Die Weltgesundheitsorganisation bestätigte, dass die Resistenz gegen Antibiotika eine der größten Bedrohungen für die weltweite Gesundheit, Lebensmittelsicherheit und Entwicklung in der heutigen Zeit ist.
Überlegungen zur Deflux-Behandlung versus Antibiotika
- Deflux bietet einen sofortigen Schutz vor einer weiteren Schädigung der Nieren, ohne ein langjähriges Behandlungsprogramm einhalten zu müssen9