Welcher Zusammenhang besteht zwischen VUR und Harnwegsinfektionen?

Verdacht auf VUR bei einer fiebrigen Harnwegsinfektion

Fiebrige Harnwegsinfektionen stellen das Schlüsselsymptom zur Definition des vesikoureteralen Reflux (VUR) dar.1 In Bildgebungs-Studien zur Untersuchung der Ursache von Harnwegsinfektionen ist VUR die am häufigsten entdeckte Anomalie.

Prävalenz von Harnwegsinfektionen bei Kindern
  • Harnwegsinfektionen sind die häufigste schwere bakterielle Infektion bei Kindern3
  • Über 1/3 aller Kinder mit Harnwegsinfektionen leiden unter VUR3
  • 8 % der Mädchen erkranken vor dem Alter von 7 Jahren an Harnwegsinfektionen4
  • 2 % der Jungen erkranken vor dem Alter von 7 Jahren an Harnwegsinfektionen4
  • 5-7,5 % der Fälle an Fieber ohne festgestellte Ursache bei Kleinkindern sind auf Harnwegsinfektionen zurückzuführen5

Erhöhte Temperatur bzw. Fieber erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Beteiligung der Nieren und wird mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit zugrundeliegender nephro-urologischer Anomalien assoziiert.6

Risikofaktoren für fiebrige Harnwegsinfektionen7
  • Weibliche Kleinkinder
  • Nicht beschnittene Jungen < 1 Jahr
  • Hellhäutige Ethnizität
  • Sporadische Miktion
  • Verstopfung
  • Vesikoureteraler Reflux
  • Anomalien der unteren Harnwege
Symptome einer fiebrigen Harnwegsinfektion
  • Fieber – kann das einzige Symptom sein8
  • Schmerzen im Unterleib, am Rücken oder an der Seite8
  • Übelkeit, Erbrechen und gelegentlicher Durchfall8
  • Häufiges oder dringendes Wasserlassen9
  • Dysurie (schmerzhaftes Wasserlassen)9
  • Stark riechender Urin9
  • Inkontinenz9

Im Allgemeinen stellen sich die Symptome bei Kindern je nach Lebensalter unterschiedlich dar.

Wiederholt auftretende Harnwegsinfektionen führen zur Untersuchung und Diagnose von VUR2
  • Bei ca. 30 – 50 % der Kinder wird VUR diagnostiziert, nachdem bei diesen eine erste Harnwegsinfektion festgestellt wurde10
  • Die Refluxrate liegt bei Mädchen zwischen 1 und 3 Jahren mit einer Geschichte fiebriger Harnwegsinfektionen bei 54 %11

Das Risiko für eine wiederkehrende Harnwegsinfektion ist höher, wenn eine VUR zugrunde liegt. Dies gilt besonders bei VUR-Erkrankungen mit einem höheren Schweregrad.12

  • In einer Studie wurden Kinder mit VUR-Graden II bis IV 2 Jahre lang beobachtet und das Risiko wiederkehrender fiebriger Harnwegsinfektionen lag bei 30 %13
  • Liegt eine VUR-Erkrankung vor, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, das sich die Harnwegsinfektion bis in die Nieren ausbreitet8

Das Risiko einer Vernarbung der Nieren aufgrund von VUR erhöht sich mit jeder Harnwegsinfektion und ist während der ersten 3 bis 5 Lebensjahre am höchsten.14

Auch wenn die Vernarbung der Nieren früh im Leben beginnen kann, können die Folgen ein Leben lang anhalten und beispielsweise zu einem frühen Auftreten von Bluthochdruck und zu einer Nierenerkrankung im Endstadium führen.8

Quellenangaben:

  1. Läckgren G, Stenberg A. Endoscopic treatment of vesicoureteral reflux: current practice and the need for multifactorial assessment. Ther Adv Urol. 2009;1(3):131-141. DOI: 1177/1756287209342731
  2. American Academy of Pediatrics Committee on Quality Improvement, Subcommittee on Urinary Tract Infection. Practice parameter: the diagnosis, treatment, and evaluation of the initial urinary tract infection in febrile infants and young children. Pediatrics. 1999;103(4 pt 1):843-852. DOI: https://DOI.org/10.1542/peds.2011-1330
  3. Hoberman A, Keren R. Antimicrobial prophylaxis for urinary tract infection in children. N Engl J Med. 2009;369:18. DOI: 10.1056/NEJMe0907623
  4. Jakobsson, B., Esbjorner, E. and Hansson, S. Minimum incidence and diagnostic rate of first urinary tract infection. Pediatrics. 1999;104:222-226. DOI: 10.1542/peds.104.2.222
  5. Girodias JB, Bailey B. Approach to the febrile child: a challenge between bridging the gap between the literature and clinical practice. Pediatr Child Health. 2003;8(2):76-82. DOI: 1093/pch/8.2.76
  6. Montini G, Tullus K, Hewitt I. 2011. Febrile urinary tract infections in children. N Engl J Med. 365:239–250. DOI:10.1056/NEJMra1007755
  7. Gondim R, Azevedo R, et al. Risk factors for urinary tract infection in children with urinary urgency. Int Braz J Urol. 2018;44:378-383. DOI: 10.1590/S1677-5538.IBJU.2017.0434
  8. Elder JS. Vesicoureteral reflux. In: Kliegman R, Nelson WE, eds. Nelson Textbook of Pediatrics. 19th Philadelphia, PA: Elsevier/Saunders; 2011:1834-1838.
  9. Fisher DJ, Steele RW. Pediatric urinary tract infection. Medscape.
  10. Jacobson SH, Hansson S, Jakobsson B. Vesico-ureteric reflux: occurrence and long-term risks. Acta Paediatr. 1999;88:22-30. PMID: 10588268
  11. Jodal U. The natural history of bacteriuria in childhood. Infect Dis Clin North Am. 1987;1(4):713-729. PMID: 3333655
  12. Montini G, Rigon L, Zucchetta P, et al. Prophylaxis after first febrile urinary tract infection in children? A multicenter, randomized, controlled, noninferiority trial. Pediatrics. 2008;122(5):1064-1071. DOI: 10.1542/peds.2007-3770
  13. Pennesi M, Travan L, Peratoner L, et al. Is antibiotic prophylaxis in children with vesicoureteral reflux effective in preventing pyelonephritis and renal scars? A randomized, controlled trial. Pediatrics. 2008;121(6):e1489-1494. DOI: 10.1542/peds.2007-2652
  14. Sherbotie JR, Cornfeld D. Management of urinary tract infections in children. Med Clin North Am. 1991;75(2):327-338. DOI: 10.1016/s0025-7125(16)30457-6
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